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Literaturhinweise zur Burnout-Vorbeugung

Eine kommentierte Auswahl von Ratgebern, Artikeln, Links, Studienergebnissen sowie von Fachliteratur ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Neue Studie zur Arbeitsbelastung

Der Stressreport 2012 Deutschland der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) bestätigt frühere Ergebnisse aus 2006. Weiterhin erscheinen als  ähnliche Spitzenreiter der Belastung Multitasking (58 Prozent), starker Termin- und Leistungsdruck (52 Prozent) oder ständig wiederholenden Arbeitsvorgängen (50 Prozent) ausgesetzt. 44 Prozent erleben während ihrer Arbeit häufig Störungen.

Ergebnisse der fünften Erwerbstätigenbefragung aus 2006:
Mehr als 30.000 Kernerwerbstätige wurden in der fünften, repräsentativen Erwerbstätigenbefragung  durch die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) und Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) u.a. auch zum Gesundheitszustand und zur Arbeitsbelastung befragt.

Dabei beurteilt jeder zehnte Beschäftigte seinen Gesundheitszustand als weniger gut oder schlecht. Etwa 60 Prozent der Befragten beklagt Belastungen wie Leistungs- und Termindruck (Arbeit an der Leistungsgrenze) sowie ständige Störungen und Arbeitsunterbrechungen und unzulängliche Information bei Entscheidungen. Auch hinsichtlich Unterstützung durch Kollegen und Chefs wünschen 20 – 30% mehr Unterstützung. Fast 20% erwähnen Schlafstörungen und sogar 7% geben an, unter dem Burnout-Syndrom zu leiden, was auch durch zunehmende Fallzahlen der Krankenkassen im Jahre 2010 bestätigt wird.

Details der umfangreichen Studie 2006  hier , Studie 2012 hier

 

Auswirkungen der Krise auf das persönliche Leben

Diskussionreihe mit Berichten von Betroffenen im Deutschlandfunk " Krise und Chance":

 -27. 08. 2009, "Studiozeit - Aus Kultur- und Sozialwissenschaften", 
  20.10 - 21.00 Uhr: Krise überall -Abstieg und Verlust
- 24. September 2009, "Studiozeit - Aus Kultur- und
  Sozialwissenschaften", 20.10-21.00 Uhr: Globalisierung und
  Überforderung
- 29. Oktober 2009: "Studiozeit - Aus Kultur- und
  Sozialwissenschaften", 20.10 - 21.00 Uhr: Existenzangst
- 26. November 2009: "Studiozeit - Aus Kultur- und
  Sozialwissenschaften", 20.10-21.00 Uhr: Bedrohung und
  Sicherheitsbedürfnis

als Audio-on-Demand nachzuhören unter:

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/studiozeit-ks/1019744/

 

Außerdem Sprechstunde "Schwerpunkt seelische Gesundheit: Depression und Burnout" am 3. Mai 2011:

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/sprechstunde/1440919/

Fach- und Hintergrundliteratur

 Bundesministerium für Familie 2005: Work Life Balance. Motor für wirtschaftliches Wachstum und gesellschaftliche Stabilität. Analyse der volkswirtschaftlichen Effekte – Zusammenfassung der Ergebnisse. Broschüre, 49 Seiten. Kostenlos zu beziehen: Publikationsversand der Bundesregierung, Postfach 48 10 09, 18132 Rostock, 01888/80 80 800, publikationen(at)bundesregierung.de

 

Auhagen, Ann Elisabeth (Hg.): Positive Psychologie. Anleitung zum „besseren“ Leben. Beltz 2008, 223 Seiten 

Mittlerweile ein oft aufgelegter Klassiker für eine seriöse und gut verständliche Darstellung wichtiger Ansätze der so genannten Positiven Psychologie. Wissenschaftler und Psychotherapeuten legen Grundsätze dar und vertiefen u. a. mit Kapiteln zu Positivem Denken, Gelassenheit, Geborgenheit, Religiosität, Sinn, ethischer Kommunikation, Vertrauen, Verzeihen, Güte, Solidarität. Als Grundpfeiler werden genannt: Ausrichtung aller Bemühungen auf das Positive, d.h. Stärken, Tugenden und Ressourcen mit dem Ziel, Erleben und Verhalten im Alltag zu verbessern.

 

Bengel, Jürgen u.a. 2001: Was erhält Menschen gesund? Antonovskys Modell der Salutogenese - Diskussionsstand und Stellenwert. Köln, 176 Seiten, BZGA, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Gegen Schutzgebühr zu beziehen unter order(at)bzga.de  oder online als PDF hier

 

Fengler, Jörg; Sanz, Andrea (Hg.) 2011: Ausgebrannte Teams. Burnout-Prävention und Salutogenese; Stuttgart, 255 Seiten

Wie schon von Rösing und Maslach eingefordert, wird in diesem sehr empfehlenswerten Buch die immer noch vorherrschende, rein individualistische Perspektive erweitert. Maslach (2001) hatte das verursachende Arbeitsumfeld und damit auch die Chefetage in den Blick genommen. Ausgehend von Beratungserfahrungen beschreiben und untersuchen nun die Herausgeber, wie ganze Teams ihre Handlungsenergie verlieren können und wie Teams und Organisationen vorbeugen können. Hier wird anschaulich und theoriegestützt dargelegt, dass und wie auch hochmotivierte Teams aus chronischen Überforderungsgefühlen, unzulänglichem Feedback, Beschuldigungsmustern, Konsens ohne Folgen, Reflexionsverweigerung usw. die Merkmale eines Burnout entwickeln können und ihre Leistungsfähigkeit zu verlieren drohen. Neben den Risikofaktoren und einem Etappenmodell wird ein 6-Faktoren-Präventionsmodell (Person, privater Lebenskontext, Zielgruppen, Team, Vorgesetzte, Institution und Gesellschaft) entwickelt sowie durch Praxisbeispiele und Screenings erläutert. Im Falle eines Burnouts von Einzelpersonen sollten Führungskräfte, Personalabteilung und Teammitglieder abwägen, ob es sich tatsächlich um ein individuelles Problem handelt, die Einzelperson könnte auch Symptomträger des Gesamtsystems sein.

 

Rösing, Ina 2003: Ist die Burnout-Forschung ausgebrannt? Analyse und Kritik der internationalen Burnout-Forschung; Heidelberg, 333 Seiten

 Die Ulmer Kulturanthropologin und Experimentalpsychologin ermöglicht in diesem akribischen und doch gut lesbaren Buch einen informativen und kritischen Außenblick auf Geschichte, Paradigmen, Möglichkeiten und Grenzen der bisherigen internationalen Burnout-Forschung. Burnout-Forschung ist für sie außerordentlich relevant, sowohl aus anwendungspraktischen, ebenso aber auch aus wissenschaftsinternen Gründen

Das Buch beinhaltet einführend eine umfangreiche Übersicht verschiedener Definitionen, Stufenmodelle, Symptom-Zusammenstellungen sowie Therapie- und Präventionsansätze zum Burnout. Rösing kritisiert dabei insbesondere eine Reduzierung der bisherigen Forschung auf empirische Studien, die fast alle nur den weit verbreiteten MBI (Maslach-Burnout-Inventory) reproduzierend anwenden und kaum neue Wege aufzeigen sowie eine reine Pathologisierung, die mangelnde Interdisziplinarität und einen ausgeprägten Ethnozentrismus. Sie erörtert zudem neuere Ansätze zur Klärung, Prävention und Therapie des Belastungssyndroms Burnout, wie Salutogenese, Gleichgewichtsmodelle, Wichtigkeit von Ressourcenmobilisierung (Belastbarkeit, Herausforderungen, Engagement, Vitalität, Humor, Optimismus, Reflexivität, Spiritualität, Selbstsorge). Zur Weiterführung der Burnoutforschung befürwortet Rösing qualitative Forschungsmethoden sowie insbesondere kultur- und subkulturvergleichende Studien. So wäre aus Ihrer Sicht z. B. Burnout  im westlichen mit "Seelenverlust" in fremden Kulturen zu vergleichen.

Für Burisch ist Rösings Werk „ein must read“ für Burnoutforscher, von Schmitz stammt eine ausführliche Rezension. Das Buch bietet zusätzlich  – nach dem grundlegenden Werk von Schaufeli & Enzmann 1998: The Burnout Companion to Study and Practice – ausführlich die neuere Literatur zur Burnout-Forschung.

 

Burisch, Matthias 2005: Das Burnout-Syndrom. Theorie der Inneren Erschöpfung
(3. verbesserte Auflage), 305 Seiten

 Im deutschsprachigem Raum mittlerweile das Standardwerk. Der Hamburger Psychologieprofessor analysiert Ausbrennstörungen, deren Ursachen sowie Folgen und liefert ein für diagnostische Zwecke einsetzbares Musterbild. Im Brennpunkt steht ein integriertes Burnout-Modell, orientiert an der inneren Realität der von Burnout Betroffenen, an dem, was diese bewusst oder unbewusst erleben. Er analysiert ebenfalls persönliche sowie Umweltfaktoren, die den Prozess des Ausbrennens begünstigen. Mit Burischs Modell für Anti-Burnout lassen sich für Professionelle durchaus unterschiedliche Formen von Burnout einordnen und dadurch bearbeitbar machen. Kein Ratgeber für Betroffene.

 

 Kastner, Michael (Hg.) 2004: Die Zukunft der Work Life Balance. Wie lassen sich Beruf und Familie, Arbeit und Freizeit miteinander vereinbaren?, 468 Seiten

 Dieser empfehlenswerte Sammelband des Dortmunder Organisationspsychologen mit 16 Beiträgen von Gesundheitswissenschaftlern, Soziologen, Arbeitsmedizinern, Sozial-, Freizeit- und Organisationspsychologen stellt das Thema "Work-Life-Balance" umfassend und gründlich dar. Ausgangpunkt des Buches ist die These, dass Unternehmen, Familien und die Gesellschaft insgesamt nur prosperieren, wenn Leistung und Erfüllung von Zielvorgaben mit Gesundheit und Wohlbefinden einhergehen.

Kastner und die anderen Autoren versuchen zu zeigen, wie Menschen körperlich, geistig und emotional langfristig Belastungen, Anforderungen, Ressourcen und Puffer durch Selbstpflege ausbalancieren können. Work-Life-Balance ist für die Autoren mehr als nur die oft gemeinte prekäre Vereinbarkeit von Beruf und Familie, es geht in diesem Buch vielmehr um den schwierigen Ausgleich von Beanspruchung und Erholung.

Work-Life-Balance wird unter drei Aspekten untersucht: 1.  als globale gesellschaftlich-wirtschaftliche Herausforderung: neue Arbeitsformen und Arbeitsbedingungen, z.B. Freelancing, Telearbeit,  2.  aus der Perspektive der Organisationen: z.B. als Aufgabe für personalverantwortliche Führungskräfte, Stressoren möglichst zu verringern, 3.  aus individueller Perspektive: Erwerb von Gesundheitswissen und -kompetenz, die zu mehr Lebensqualität und subjektivem Wohlbefinden verhelfen sollen.

 

Klein, Stefan 2006: Zeit. Der Stoff, aus dem das Leben ist.  Frankfurt/M., 320 Seiten

 Klein hat sich einen Namen gemacht mit verständlichen Darstellungen wissenschaftlicher Themen. In alltagspraktischer Hinsicht analysiert er hier das subjektive Erleben von Zeit und gibt Hinweise zum achtsamen Umgang mit ihr. Im Kontrast zur physikalischen Zeitmessung ticken biologische Uhr und persönliches Zeitempfinden anders. Der Autor plädiert für eine "neue Kultur der Zeit". In der modernen Gesellschaft mit ihrer Überfülle an Reizen und Anforderungen fühlen sich viele Menschen als "Sklaven fremder Uhren". Eine neue, eine bewusste Zeitkultur soll die Menschen zu einem souveränen Umgang mit der Zeit führen. Durch einen Umgang mit Zeit, der auf den Erkenntnissen der Hirnforschung und der Neuropsychologie beruht, sollen wir nach Klein lernen können, uns wieder als Gestalter unserer eigenen Zeit zu erleben.

  

Maslach, Christina; Leiter, Michael 2001: Die Wahrheit über Burnout. Stress am Arbeitsplatz und was Sie dagegen tun können, Wien, 185 Seiten

 Maslach ist eine der bekanntesten Burnout Forscherinnen und Urheberin des gängigsten Testinstuments „Maslach Burnout Inventory (MBI). Maslach und Leiter ergänzen die Wahrnehmung der so genannten "Volkskrankheit" Burnout zusätzlich zur individuellen Perspektive mit einer anderen Sichtweise als viele Ratgeber.

Burnout ist für die Autoren auch ein Zeichen für eine Fehlfunktion innerhalb von Systemen wie z.B. Unternehmen und Institutionen. Der betroffene Einzelne soll durch den Nachweis entlastet werden, dass die Verantwortung für Stressoren, Erschöpfung, Negativierung und Depersonalisation sowie das Gefühl der Ineffektivität oft bei der Organisation liegt. Insbesondere Nicht-Übereinstimmungen von Werten/Bewertungen der Organisationen (Anerkennung, auch finanziell, Kontrolle, Kultur, Fairness, Sinnhaftigkeit der hergestellten und vertriebenen Produkte, Arbeitsabläufe) mit denen der Mitarbeiter bergen die Gefahr von Burnout.

Die Autoren konzentrieren sich auf die Beschreibung, Vorhersage und Lösung des Problems Unzufriedenheit und Erschöpfung. Sie versuchen zu zeigen, wie die versteckten Problem- und Burnoutauslöser im Unternehmen rechtzeitig erkannt und vermieden werden können und schlagen Maßnahmen zur Krisenintervention und neuen Zielsetzung vor.

 

Petzold, Hilarion, Heinl, Hildegund 1985: Psychotherapie und Arbeitswelt, Paderborn, 518 Seiten

 Die zahlreichen Autoren des mittlerweile vergriffenen Buches thematisieren die Arbeitswelt als möglichen Ausgangspunkt von psychischen Störungen und entwickeln Behandlungsstrategien und Methoden. Solche sind u.a. Ressourcenorientierung, Zukunftswerkstatt sowie auch das Arbeitspanorama (S. 356 ff), eine themenspezifische Variante der Lebenspanorama-Technik von Petzold. Für ein Panorama werden mit bildnerischen Mitteln Erinnerungen und Szenen der Geschichte von eigener Ausbildung und Arbeit gestaltet und somit erkennbar, verstehbar und handhabbar. Diese Methode erlaubt einen erlebnisorientierten Zugang zur Berufsbiographie, zur Entwicklung von Kompetenzen und Lern- sowie Problemlösungsstrategien, Arbeitsstilen, Bewertungen von Arbeit, zur Balance von Arbeit , Familie und Freizeit, zu fördernden, aber auch zu hemmenden Einflüssen.

Hilarion Petzold zählt zu den einflußreichsten Repräsentaten der moderneren Psychotherapie. Er entwickelte vor dem Hintergrund der humanistischen Psychotherapie sowie einer außerordentlich breiten wissenschaftlichen Basis das Psychotherapieverfahren der Integrativen Therapie sowie einen dementsprechenden Ansatz zur Gesundheitsorientierung. Dieses Konzept verbindet auf hohem Niveau theoretische Begründungsansprüche, praktische Umsetzbarkeit und Anwendbarkeit sowie methodische Stringenz mit einer Integrationsfähigkeit auch scheinbar unterschiedlicher Theorien.

 

Sloterdijk, Peter 2006: Zorn und Zeit. Politisch-Psychologischer Versuch , Frankfurt/M., 356 Seiten

 Sloterdijk erinnert in diesem anspruchsvollen Werk antike psychodynamische Traditionen und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Ressourcenmobilisierung gegen das Belastungssyndrom Burnout, also gegen Erschöpfung, gegen Negativierung und Depersonalisation sowie gegen reduziertes Selbstwertgefühl.

Selbstachtung, Beherztheit, Mut, Stolz, Zorn, Geltungsdrang, Streben nach Erfolg und nach Ansehen, Verlangen nach Anerkennung, Gefühl für Würde und Ehre, der Wunsch, sich in Wettbewerben mit gleichrangigen Gegnern und nach hohen Maßstäben zu messen: all dies ist nicht eilfertig zu kritisieren und zu therapieren. Es sind ursprüngliche Lebenstriebe, Ressourcen, die es aufzuspüren, zu pflegen und zu betätigen gilt.

Wie im Forschungszweig der so genannten Positiven Psychologie geht es auch bei Sloterdijk um positive Eigenschaften der Menschen, nicht um ihre Fehler und Schwächen. Die relevanten Fragen nach der Buchlektüre könnten lauten: Was macht ein individuelles Leben lebenswert? Welche eigenen Stärken und Tugenden tragen dazu bei? Führt das Ausleben dieser Stärken zu positiven Gefühlen? Welche Umwelteinflüsse stützen den positiven Charakter und, sorgen sie für positive Emotionen?

Hinweis: Sehr ausführliche Fragebögen der Uni Zürich  einschließlich Auswertung zu den eigenen positiven Eigenschaften findet man auf www.charakterstaerken.org

 

Thomä, Dieter 2002: Eltern. Kleine Philosophie einer riskanten Lebensform, München (TB mit neuen Nachwort), 231 Seiten

 Dieter Thomäs anspruchsvolles, aber gut lesbares Buch ist eine philosophische Deutung des elterlichen Lebens. Es geht darin u. a. um die Fragen, warum Menschen Eltern werden, ob sie frei sind, was sie an Leiden und Verzicht auf sich nehmen und vor allem, was das besondere Glück ist, das sie erfahren können. Vielleicht, fragt sich der Autor nicht ohne Humor, sind Eltern verkappte Extremisten, die sich Erfahrungen aussetzen, in denen sie ihre Möglichkeiten und Grenzen erfahren, auch wenn sie scheinbar nur mit Windelwechsel, Suche nach Betreuung und optimaler Förderung sowie mit der unverschämten Einsilbigkeit der Pubertierenden zu tun haben.

  

Bergmann, Frithjof 2004: Neue Arbeit, Neue Kultur, Freiamt, 435 Seiten 

 In diesem visionären Manifest geht es um ein neues Konzept von Arbeit. Der amerikanische Kulturphilosoph illustriert seine kritische Sicht auf die heutige Kultur und Arbeitswelt mit folgenden Bild: Die Fahrgäste eines rasant schneller fahrenden Zuges werden immer unruhiger. Der Zug hält nicht mehr an. Alle Türen sind verschlossen, Personal und Lokführer sind verschwunden, die Notbremsen funktionieren nicht. Keiner weiß, wohin die Fahrt geht und wie sie endet.

Bergmann deutet das jetzige Lohnarbeitssystem als Spannungsfeld von Verunstaltung und Wunsch nach Verlebendigung, das kaum Chancen biete für Selbstbestimmung und Erfüllung. Er entwickelt deshalb ein Konzept erfüllender Lebensarbeit als Mischung von Erwerbsarbeit, Selbstversorgung auf hohem Niveau (High-Tech-Eigenproduktion) und selbstbestimmter Arbeit.

Das Buch ist nicht frei von subjektiven Annahmen, missionarischem Elan und Wiederholungen der gleichen Thesen, es bietet jedoch Unterstützung zur Beantwortung der je individuellen Sinnfrage, nämlich ob die eigene Arbeit wirklich zu einem passt (insbesondere Kapitel 5: Das Finden der Arbeit, die wir wirklich, wirklich wollen, hier auch ein skeptischer Blick auf den "Werde Unternehmer!"-Rummel).

 

Ratgeber

Unger, Hans-Peter, Kleinschmidt, Carola 2006: Bevor der Job krank macht. Wie uns die heutige Arbeitswelt in die seelische Erschöpfung treibt - und was man dagegen tun kann, München, 200 Seiten

Mit Fallbeispielen und wissenschaftlichen Daten zeigt dieses Buch (Bestseller für den Bereich Burnout, mittlerweile 7. Aufl. 2013) den Mechanismus der schleichenden Erschöpfung als Ergebniss eines meist sehr langen Prozesses. Unger und Kleinschmidt illustrieren z.B. mit der Burnout-Spirale, wie sich Gesichtkreis, Kraftreserven und Zukunftsperspektiven verengen, wie Betroffene immer unfähiger werden sich selbst zu helfen bzw. Hilfe anzunehmen. Warnzeichen werden realistisch und undramatisch dargestellt, Ausstiegsmöglichkeiten erfrischend und Hoffnung machend eröffnet.

 

Seiwert, Lothar J. 2001: Wenn Du es eilig hast, gehe langsam. Das neue Zeitmanagement in einer beschleunigten Welt. Sieben Schritte zur Zeitsouveränität und Effektivität,  Frankfurt/M.  (7. Auflage), 234 Seiten

 Seiwert hat den Bestseller des modernen Zeitmanagements („Der Weg zum Wesentlichen. Zeitmanagement der vierten Generation“ der Amerikaner Stephen Covey und Roger Merrill) erfolgreich an deutsche Verhältnisse angepasst. Er stellt die persönliche Situation und das gesamte Leben des Menschen mit allen seinen Rollen und Funktionen in den Mittelpunkt. Es geht Seiwert um eine systematische Lebenszielplanung, um persönliche Visionen und darum, eine Balance zwischen allen Bereichen des eigenen Lebens zu schaffen. Der Leser soll wie in einem Seminarprogramm lernen, u.a. seine persönlichen Lebensziele festzulegen, die eigenen Lebensrollen (z.B. Vater, Marketingleiterin, u.ä.) im Leben zu planen und dann, ausgehend von Lebenszielen und Lebensrollen, Jahres- und Wochenpläne zu erstellen.

  

Ruhwandl, Dagmar 2007: Erfolgreich ohne auszubrennen. Das Burnout-Buch für Frauen, Stuttgart, 131 Seiten

 Dieses Anti-Burnout-Buch der sehr erfahrenen Münchener Psychiaterin richtet sich speziell an Frauen, ist jedoch auch für Männer hilfreich. Mehrfachbelastung und die bei Frauen häufig anzutreffende Vorstellung, „es allen recht machen“ zu müssen, erhöhen die Anfälligkeit für Burnout. Wie Burnout entsteht, was Burnout ist und wie man rechtzeitig gegensteuert und Überlastung erkennt, zeigt das empfehlenswerte Buch mit vielen praktischen Beispielen, Tipps und Übungen.  Zur Burnout-Prophylaxe empfiehlt Ruhwandel: Erkennen und Akzeptieren eigener und fremder Grenzen, Erholung und Achtsamkeit sowie Delegierung. Sie erläutert z.B., welchen Einfluß die durchaus unterschiedlichen Leistungsmaßstäbe der Eltern auf Burnout-Gefährdete haben können oder, wie wichtig Rituale wie das Feiern auch von kleinen Erfolgen sind.

Neu und breiter aufgestellt ebenfalls mit  zahlreichen Tips und Übungen: Ruhwandl, Dagmar 2009: Top im Job - ohne Burnout durchs Arbeitsleben.  Stuttgart, 155 Seiten

 

Fengler, Jörg 1991: Helfen macht müde. Zur Analyse und Bewältigung von Burnout und beruflicher Deformation. Stuttgart, 6. Auflage 2001, 282 Seiten 

 Der Kölner Professor und Psychologe analysiert die speziellen Arbeitsbedingungen in den so genannten Helferberufen (Ärzte, Therapeuten, Sozialarbeiter usw.). Aus dem engen Kontakt zu Patienten und Klienten resultieren besondere Herausforderungen, die durch weitere Belastungen wie Stress, persönliche Disposition, familiäres Umfeld, Team und institutionelle Bedingungen zu einer Burnoutgefährdung führen können. Fengler empfiehlt daher eine eingehende Beschäftigung mit den Gefahrenquellen und informiert über Formen der Abhilfe bzw. Prävention (Psychohygiene, Coping, soziale Unterstützung, Supervision, institutionelle Interventionen, Seminare und Trainings zur Burnout-Prophylaxe). So warnt er z.B. vor einer übertriebenen „Selbsterfahrungs-Verpflichtung“ oder einem „Echtheits-Wettbewerb“ und empfiehlt  u.a. „Gedankenstop“ und realistische Berufsbeschreibungen. Das Buch ist hilfreich und empfehlenswert, es überzeugt auch deshalb, weil der Verfasser die Problemlage der Helferberufe kennt und versteht.  

 

Reddemann, Luise 2004: Eine Reise von 1000 Meilen beginnt mit dem ersten Schritt. Seelische Kräfte entwickeln und fördern. Freiburg i.B. (12. Aufl. 2008), 160 Seiten 

Aus ihre jahrelangen Erfahrung in der Traumabearbeitung hat die Fachärztin unzählige Tips und Übungen insbesondere zur Ressourcenaktivierung zusammengestellt. Gut verständlich, bisweilen etwas betulich werden z.B. Geschichten erzählt zum Annehmen von Hilfe, Tips gegebenen zur helfenden Erinnerung an Erfolge und schöne Erfahrungen oder gezeigt, wie man ganz einfach Humor üben bzw. wie man scheinbare Schwächen durch Umdrehen in Stärken verwandeln kann.  Es geht der Autorin immer um Hilfe in schwierigen Situationen , wobei sie davon ausgeht, dass Menschen Ressourcen und Hilfsquellen nutzen können, um ihre Belange eigenmächtig, selbstverantwortlich und selbstbestimmt gestalten und vertreten zu können und so zu Gesundheit bzw. präventivem Gesundheitsverhalten bereit und fähig sind.

 

Holzberg, Oskar 2006: Papa ist fertig. Vom Leben mit den lieben Kleinen. München, 110 Seiten, Illustrationen von Peter Gaymann 

 Mit viel Humor und einem feinen Sinn für intelligent analysierte Details hat der Hamburger Psychotherapeut und Autor Oskar Holzberg typische Szenen des väterlichen Alltags aufgespießt. So untersucht der besorgte Vater etwa den rätselhaften Verbleib hunderter, mühevoll geschmierter Schulbrote. Oder er stellt sich der entscheidenden Frage, warum gerade dann die Kinder zur Welt kommen und alles durcheinander bringen, wenn man glaubte, sein Leben einigermaßen im Griff zu haben.
Im Sinne des Work-Life-Balancing kann dieses Buch durchaus eine Pufferfunktion erfüllen, weil es durch Aktivierung der Ressource Humor den Stressor Betreuungs- und Koordinierungsaufwand im väterlichen Alltag zu mildern vermag.

 

François Lelord, François 2006:  Hector und die Entdeckung der Zeit, München, 224 Seiten

 Der französische Psychiater und Bestsellerautor für unterhaltsame Ratgeber erzählt vom Erleben und Erleiden der Zeit. Was macht die Zeit mit den Menschen, was machen sie mit ihr? Warum haben alle immer weniger Zeit, obwohl sie ständig in Eile sind und Zeit sparen wollen? Existiert die Zeit überhaupt, wenn das Vergangene vergangen ist, die Gegenwart augenblicklich Vergangenheit wird und das Zukünftige sich noch nicht ereignet hat? Der Erzähler beginnt eine ansprechende Suche nach der verlorenen Zeit und versucht herauszufinden, wie das Unmögliche möglich ist.

    

Zusätzliche Beispiele aus dem  boomenden Feld der Ratgeber für Burnout-Betroffene und Gefährdete sowie Schilderungen von Betroffenen:

Asgodon, Sabine, 2001: Balancing – das ideale Gleichgewicht zwischen Beruf und Privatleben, München (TB, 2. überarbeitete Auflage)

Freudenberger, Herbert; North, Gail 1994: Burn-out bei Frauen. Über das Gefühl des Ausgebranntseins, Frankfurt/M. (TB, aus dem Amerikanischen)

Karsten, Carien 2005: Burnout besiegen. Das 30 Tageprogramm, Freiburg/Br. (aus dem Niederländischen)

Kolbatz, Klaus-Peter 2005: Burnot-Syndrom. Infarkt der Seele. Wie ich aus meiner inneren Leere wieder herauskam. Erzählung eines Betroffenen, Norderstedt

Knapp, Thomas u.a. 2005: Burn-out. In den Krallen des Raubvogels, Olten, Schweiz (zahlreiche Neuauflagen)

Müller-Timmermann, Eckart 2006 : Ausgebrannt. Wege aus der Burnout-Krise, Freiburg/Br. (13. neu bearbeitete Auflage)

 

Links

Weitere Literatur auch unter: 

Diese hilfreiche Anti-Burnout Webseite bietet nicht nur weitere Literatur.  Es werden außerdem weitere Definitionen geliefert, Erklärungsansätze aufgelistet, Messskalen angeboten sowie auf Anlaufstellen und Selbsthilfegruppen verwiesen.

Diskussionen über aktuelle Entwicklungen

Zum Thema Gesundheitsförderung und Prävention:  

  •  Psyche und Gemüt im unabhängigen Informationsportal des IQWiG (Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen) 

          http://www.gesundheitsinformation.de/psyche-und-gemuet.39.67.de.html

 

Zum Thema Vereinbarkeit Beruf und Familie:  

  

Wie lässt sich der Job mit einem gutem Privatleben vereinbaren?

Was ist einem bei Karriere und Lebensalltag wichtig und, kann man Aufwand und Ertrag für ein glückliches Leben kostenmäßig bewerten?  Einen kostenlosen persönlichen Karrierekalkulator, der die monetären Kosten von Arbeitszeit,  Engagement (Overcommitment), Pendeln usw. errechnet, bietet die Zeitschrift CAPITAL unter

http://www.capital.de/unternehmen/100009725.html?nv=rss

 

Ich bin zu erreichen

unter 040 / 416 205 26  und   kontakt@burnout-stop.de

Burnout-Stop
Ilona Wilhelms, Dipl. Ing., Dipl. Psych.
Susettestr. 11
22763 Hamburg